Fitness-Training, Bewegungsunterricht und Sport online oder per Video: In den schlimmsten Corona-Zeiten war es oft die einzige Möglichkeit. Aber was ist ganz grundsätzlich von dieser Trainingsvariante zu halten?

Das Wichtigste in Kürze

Online-Training ist mehr als eine bloße Notlösung für Corona-Zeiten. Es ermöglicht dir unabhängig von deinem Wohnort den Zugang zu neuen Trainingsmöglichkeiten, und das oft günstig. Der Einsatz von Video-Technologie bietet dir neue Lernmöglichkeiten. Einschränkungen gibt es aber bei den Sozialkontakten und bei allem, für das direkte körperliche Berührung eine unverzichtbare Voraussetzung ist.

Ratgeber: Fragen, mit denen du dich beschäftigen solltest, ehe du dich für eine Trainingsform entscheidest

Welche Vor- und Nachteile hat Online-Training, was ist online nicht möglich und was vielleicht sogar nur online?

Was ist nur im Online-Training möglich?

Online-Training hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber Präsenztraining: Entfernung spielt keine Rolle, und dank Videos kannst du schwierige, unklare oder vergessene Details immer wieder durchgehen.

• Eröffnet neue Möglichkeiten: Online-Training oder Online-Unterricht ist nicht ortsgebunden. Du kannst also bei Trainingsangeboten teilnehmen, die in ganz anderen Teilen der Welt angeboten werden. Damit hast du Zugang zu Kursen und LehrerInnen, mit denen du sonst nie trainieren könntest. Es eröffnet sich eine völlig neue Welt an Möglichkeiten. Das einzige kleine Caveat: sehr unterschiedliche Zeitzonen bei Live-Trainings.
• Videos: Oft kann man beim ersten Mal nicht auf alle Details einer Übung achten. Auf Videos kannst du offene Fragen klären, indem du sie dir wieder anschaust – so oft du willst. Viele Online-Kurse werden sowieso per Video unterrichtet. Auch bei Live-Unterricht bekommst du oft hinterher die Aufzeichnung des Trainings zur Verfügung gestellt. Du kannst Videos in einem angepassten Tempo abspielen. Manche Portale bieten dir ausgefeilte technische Möglichkeiten: Du kannst zwischen Vorder- und Rückansicht wechseln, das Spiegeln ein- und ausschalten und dich mithilfe deiner Kamera sogar neben der Lehrerin/dem Lehrer auf dem Bildschirm sehen.

Was ist nur im Präsenztraining möglich?

Präsenztraining ermöglicht Partnerübungen und manuelle Unterstützung. Das lässt sich im Online-Training nicht replizieren.

• Partnerübungen: Bei Kampfsportarten, im Paartanz und auch in anderen Bewegungsformen sind Partnerübungen wesentlicher Bestandteil der Übungspraxis. Das lässt sich online kaum bis gar nicht simulieren. Viele andere Aspekte der jeweiligen Sportarten, vor allem technische, lassen sich trotzdem gut online erlernen und üben.
• Manuelle Unterstützung: Ob das ein Trainingspartner ist, der dich beim Handstand sichert, oder ein Trainer, der deinen Arm in die richtige Position schiebt: Das geht nur vor Ort.

Was zeichnet Online-Training noch aus?

Online-Training hat weitere Vor- und Nachteile, die je nach den Umständen deine Entscheidung beeinflussen können.

Vorteile

Zeit- und Geldersparnis, zeitliche Flexibilität, hilft bei Schüchternheit – Online-Training hat noch einiges zu bieten.

• Zeitersparnis: Egal, wo der Unterricht herkommt, du hast keinen Zeitaufwand für die Anfahrt.
• Kosten: Du hast ebenfalls keinen finanziellen Aufwand für die Anfahrt. Außerdem ist Online-Training oft günstiger als Training vor Ort. Videos lassen sich über einen längeren Zeitraum an viel mehr Leute verkaufen als nur an eine kleine Trainingsgruppe. Bei Live-Trainings fallen die Kosten für den Trainingsraum weg.
• Psychologische Faktoren: Online-Trainings machen es leichter, Schüchternheit und Selbstzweifel zu überwinden. Selbst bei Live-Trainings bist du auf den Trainer/die Trainerin fokussiert und nimmst die anderen Teilnehmer kaum wahr. Dasselbe gilt natürlich umgekehrt. So vergleichst du dich nicht so schnell, und auch die Überwindung, einer Gruppe noch Unbekannter beizutreten, ist kleiner.

Nachteile

Natürlich hat Online-Training seine Nachteile: z. B. eingeschränkte Räumlichkeiten zu Hause, nur zwei Dimensionen und weniger intensive soziale Kontakte.

• Räumlichkeiten: Zuhause im Wohn- oder Schlafzimmer ist meistens einfach nicht so viel Platz. Dazu kommen noch mögliche Konflikte mit anderen Familienmitgliedern, die halt auch da wohnen. Vielleicht hast du auch das Gefühl, dass du zu viel Privatsphäre preisgibst. Da hilft nur, dir klarzumachen, dass es allen anderen genauso geht.
• Zweidimensional: Keine Frage, manchmal wäre es einfach hilfreich, wenn du die Trainerin bzw. die Trainerin dich von allen Seiten sehen könnte. Da ist und bleibt ein Bildschirm einfach zweidimensional.
• Soziale Kontakte: Natürlich ist Online-Training eine tolle Gelegenheit, um Kontakte mit Menschen aus aller Welt herzustellen. Andererseits bleibt vieles auf der Strecke. Alle Kommunikation findet notwendigerweise vor der gesamten Gruppe statt. Kleine Unterhaltungen in der Umkleide, beim Partnerwechsel oder einem Stückchen gemeinsamen Nachhauseweg fallen ebenso weg wie die Möglichkeit, nach dem Training noch etwas zusammen trinken zu gehen.

Was ist bei der Suche nach einer Online-Trainingsmöglichkeit zu beachten?

Durch Corona hat der Umfang der Online-Angebote erheblich zugenommen. Wie kannst du jetzt das Angebot finden, das zu dir passt?

Entscheidung: Kriterien, die dir bei deiner Entscheidung weiterhelfen können

Dazu zählen die technischen Voraussetzungen, die Unterrichtssprache, die finanziellen Möglichkeiten und natürlich der angebotene Inhalt.

Technische Voraussetzungen

Um an einem Zoom-Live-Training teilnehmen zu können, brauchst du eine stabile Internetverbindung und ein Gerät zum Abspielen, am besten einen Computer oder ein Tablet. Du kannst auch ein Mobiltelefon benutzen, allerdings bist du damit etwas eingeschränkt.

Der Bildschirm ist sehr klein, du kannst die anderen Teilnehmer nicht sehen, und manchmal (Zoom!), springt die Anzeige ständig zwischen verschiedenen Personen hin und her, wenn nicht alle ihr Mikrofon ausstellen.

Am besten hast du auch eine funktionsfähige Kamera und ein Mikrofon. So kann dich der Trainer/die Trainerin sehen und du hast die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Wenn du Probleme mit der Internetverbindung hast, z. B. keine Flatrate, ständig unterwegs oder kein stabiles WLAN, werden Live-Trainings zwar schwierig. Du kannst aber immer noch On-Demand-Videos (jederzeit abrufbare Videos) nutzen.

Viele Anbieter von On-Demand-Videokursen bieten die Möglichkeit, sich die Kurse aufs eigene Gerät herunterzuladen. So kannst du sie dann auch ansehen, wenn deine Internetverbindung gerade nicht so recht will. Achte beim Erwerb darauf, ob es diese Möglichkeit gibt. Bei manchen Anbietern kannst du die Kurse nämlich nur auf den jeweiligen Plattformen abspielen.

Sprache

Hier gilt: Je mehr, desto besser. Viele Kurse werden natürlich auf Englisch angeboten. Wenn du weitere Fremdsprachen sprichst, eröffnest du dir neue Möglichkeiten, z. B. Capoeira-Kurse mit einem brasilianischen Mestre auf Portugiesisch.

Selbst für Live-Trainings musst du die Sprache aber nicht perfekt sprechen. Tatsächlich spricht bei den meisten Live-Stunden ja hauptsächlich der Trainer, und du kannst dich notfalls ganz gut stumm durchmogeln. Wichtiger ist, dass du das Gesprochene verstehst.

Wenn du zwar Kenntnisse der Sprache hast, aber einer Unterrichtsstunde noch nicht so ganz folgen kannst, sind Video-Kurse eine gute Option. Hier kannst du anhalten und zurückspulen und hast Zeit zum Nachdenken oder um kurz ein Wort nachzugucken.

Die Google-Übersetzungsfunktion kann sehr hilfreich sein und sogar das ganze Layout für dich übersetzen. Außerdem kannst du bei Videos oft Untertitel einblenden, auch mit automatischer Übersetzung.

Kosten

Wie wir bereits festgestellt haben, sind Online-Angebote tendenziell günstiger, weil sie einen größeren Kreis von Teilnehmern erreichen und die Anbieter keinen großen Trainingsraum mit Platz für alle Teilnehmer zur Verfügung stellen müssen. Außerdem fallen Fahrtkosten für dich weg.

Wie bei allem im Leben ist die Preisspanne trotzdem nach oben offen. Interessant ist aber vielleicht auch das große Angebot an kostenlosen oder sehr günstigen Videos und Kursen, die du im Internet finden kannst. Dazu zählt natürlich YouTube, aber auch viele Anbieter kostenpflichtiger Kurse bieten Gratiskurse an.

Inhalte

Jetzt kommen wir zum Kern der Sache: Was genau willst du machen, und in welcher Intensität?

Folgende Fragen solltest du dir stellen:

• Bekomme ich inhaltlich, was ich suche?
• Suche ich einen Workshop oder einen länger laufenden Kurs?
• Wie viel Zeit kann und will ich in das Training investieren? (Die Zeitschätzungen in Kursbeschreibungen sind erfahrungsgemäß meist sehr optimistisch.)
• Will ich zeitlich unabhängig sein (On-Demand-Kurse), oder brauche ich Termine und Vorgaben?

Einen ersten Überblick kannst du dir in der Anbieter-Datenbank verschaffen.