Poledance: Was ist das eigentlich?

Das Wichtigste in Kürze

Poledance ist ein herausfordernder Sport, der in kurzer Zeit die Fitnesswelt erobert hat. Er lässt aber auch Raum für künstlerischen Ausdruck, die Erforschung der eigenen Sinnlichkeit oder hochanspruchsvolle Akrobatik.

Was ist Poledance?

Getanzte Akrobatik an der Stange, wenig Kleidung und eine beeindruckende Körperbeherrschung: Poledance hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer Striptease-Darbietung zu einer beliebten und etablierten Sportart entwickelt.

Eine einfache Aufwärtsposition, eine Drehung, die Vorbereitung für eine Rolle die Stange hinab? Die vielfältigen und ungewöhnlichen Bewegungsabläufe im Poledance machen den Sport so interessant. (Bildquelle: pixabay.com / ivanovgood )

Was ist das Besondere an diesem Tanz? Ist er etwas für dich?

Wie ist Poledance entstanden?

Poledance in seiner heutigen Form entstand Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst in Zirkuszelten. Artistinnen fingen an, an den Zeltstangen aufreizende artistische Einlagen vorzuführen. Damit unterhielten sie das männliche Publikum.

Die Bezeichnung “Poledance” oder auch “Pole Dance” kommt vom englischen Wort “pole” . Es bedeutet “Stange, Mast, Pfahl, Pol” und bezieht sich ursprünglich auf die Zeltstangen der Wanderzirkusse, in denen die Anfänge des heutigen Poledance entstanden.

Von dort aus zog diese Art der Aufführung in die Bars ein. Bald installierte man auch dort Stangen. So entstanden um 1950 die ersten Stripklubs. In den 80ern wurde Poledance dann schlagartig sehr populär und verbreitete sich zunächst in den USA und von dort aus weltweit.

Ungefähr zeitgleich entstanden die ersten Polestudios, zunächst als Trainingsgelegenheit für die Stripperinnen. Sehr bald boten sie jedoch auch Kurse für die Allgemeinheit als Tanzform oder Fitnesstraining an.

Mittlerweile ist Poledance in Verbänden organisiert, es gibt reglementierte Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen und es wird die Aufnahme in die Olympischen Spiele angestrebt.

Ist Poledance eigentlich ein Sport?

Ja, natürlich! Poledance fördert Kraft, Körpergefühl und Beweglichkeit. Besonders die Körperspannung wird gefördert. Die Koordination und Körperbeherrschung wird in hohem Maße gefördert.

Du kannst Poledance also ohne weiteres als reine Fitness-Sportart betreiben. Wenn du willst, kann er dir auch den Weg zu tänzerischem Ausdruck, sinnlicher Körpererfahrung oder anspruchsvoller Akrobatik öffnen.

Welche Arten von Poledance gibt es?

Poledance lässt sich grob in vier Kategorien einteilen: Sport, Artistik, Ultra und Stripper Style. Die ersten drei findest du auch als Kategorien in Wettbewerben.

  • Pole Sports: Das ist sozusagen die Standard-Kategorie. Hier geht es um die technische und sportliche Leistung. Die künstlerische Darbietung fließt mit ein, steht aber nicht im Mittelpunkt.
  • Artistic Pole: Hier geht es mehr um die künstlerischen Aspekte des Poledance. Der Ausdruck, die Musikalität und die Choreografie bestimmen die Bewertung. Die Technik ist aber weiterhin wichtig.
  • Ultra Pole: Bei dieser Variante geht es um die akrobatischen Aspekte. Ultra Pole-Wettbewerbe finden im Stil einer Hip-Hop-Battle statt.
  • Stripper Style, Classic oder Sensual Pole: Hier geht es um die sinnlichen Aspekte des Poledance und den Ausdruck der eigenen Sexualität und Weiblichkeit.

Welche Sportarten haben Ähnlichkeit mit Poledance?

Die größte Ähnlichkeit haben wohl Aerial Hoop und Aerial Silk. Bei beiden handelt es sich um Luftakrobatik, im einen Fall an einem großen Reifen, im anderen Tüchern.

Je nach Schwerpunkt ist Breakdance (eher akrobatisch) oder Ausdruckstanz (eher künstlerischer Selbstausdruck) zu nennen. Die verführerischen Aspekte finden sich im Burlesque-Tanz wieder.

Was ist das Besondere am Poledance?

Kopfüber nur mit den Beinen an einer Stange zu hängen, ist das nicht schon genug an Besonderem?

Welche Tanzbewegungen zeichnen Poledance aus?

Poledance-Figuren kannst du in sechs Kategorien einteilen: Floowork, Climbs, Poses, Spins, Inverts und Mounts.

NameBedeutungBeschreibung
FloorworkÜbungen mit BodenkontaktDiese Übungen werden mit Bodenkontakt ausgeführt, also z. B. stehend oder sitzend. Du kannst dich mit ihnen auch von einer Stange zur nächsten bewegen.
ClimbsKletterfigurenKlar, um richtig Poledance machen zu können, musst du erst einmal die Stange hochkommen. Deswegen steht das Klettern von der ersten Stunde an auf dem Programm.
PosesAufwärtspositionenPoses sind Aufwärtspositionen an der Stange. Dabei besteht kein Kontakt zum Boden. Dazu gehören beispielsweise alle möglichen Variationen des Stangensitzes (Pole seat), bei dem du die Stange mit den Oberschenkeln festklemmst und die Position mit den Händen absicherst.
SpinsDrehungenTypisch für Poledance sind die Drehungen an der Stange, z. B. der Seat spin (Sitzdrehung), eine der ersten Drehfiguren für Anfänger.
InvertsKopfüberfigurenHier stehst du Kopf! Lass dir bei diesen Figuren auf jeden Fall helfen. Auch eine Sturzmatte hat hier ihre Berechtigung.
MountsAufsteigfigurenBei Mounts rollst du dich aus Kopfüber- und Aufwärtspositionen an der Stange hoch oder runter. Dafür brauchst du viel Kraft. Meist sehen die Figuren aber schwerer aus als sie sind.

Es gibt verschiedene Griffhaltungen für die Hände. Für fast alle Figuren gibt es eine Reihe von Progressionen. Aus einer Basisfigur für AnfängerInnen lassen sich komplexere und anspruchsvollere Figuren für Fortgeschrittene entwickeln.

Welche Arten von Stangen werden verwendet?

Du kannst Poledance-Stangen nach Befestigungstechnik, Durchmesser, Beschichtung und Eigendrehung einteilen. Vernünftige Poledance-Stangen für zu Hause bekommst du für ca. 200 bis 500 €.

Befestigung

Natürlich steht beim Anbringen von Poledance-Stangen die Sicherheit im Mittelpunkt. In Poledance-Studios findest du oft an der Decke verschraubte Stangen.

Mittlerweile gibt es aber auch Stangen, die durch spezielle Klemmmechanismen sehr schnell und einfach zwischen Boden und Decke montiert werden können. Es gibt auch komplett frei stehende Poledance-Stangen.

Diese Katze lässt sich auch von suboptimalen Bedingungen nicht von ihrem Stangentanz abhalten. Nicht zur Nachahmung empfohlen! (Bildquelle: pixabay.com / Deedster )

Damit kannst du Räume variabel nutzen. Auch die schelle Montage von Stangen für Vorführungen ist damit kein Problem.

Nicht zuletzt können Poledance-Stangen auch zu Hause montiert werden. Voraussetzung dafür sind solide Decken und Böden, die den Druck bzw. eine Bohrung aushalten können.

Abmessungen

Verbohrte oder verspreizte Stangen sind in der Regel höhenverstellbar (oft zwischen 2,20 m und 2,70 m) und passen sich damit der Deckenhöhe an.

Poledance kannst du gut zu Hause trainieren. Du brauchst nur 1,5 bis 2 m freien Raum um die Stange herum. Verspreizte Stangen lassen sich leicht abmontieren.

Quelle: https://poledance.blolg

Der Stangen-Durchmesser beträgt standardmäßig 45 mm. Das ist auch das Maß für Wettkämpfe. Es gibt aber auch Stangen mit 40 mm Durchmesser für kleinere Hände und 50 mm für größere bzw. Männerhände.

Beschichtung

Als Beschichtung für Poledance-Stangen kommen Chrom, Titanium-Gold, Edelstahl, Messing, Pulver und Silikon zum Einsatz. Die metallbeschichteten Stangen gehören zur regulären Ausstattung in Studios. Die pulver- und silikonbeschichteten Stangen sind eher für bestimmte Anwendungen wie Akrobatik geeignet.

MaterialEinsatzbereichBesondere Eigenschaften
ChromStandardam preisgünstigsten, kann rosten
Titanium-Goldbessere Griffigkeitelektrostatisch beschichtet
Edelstahlgut für Metallallergiker, gut bei feuchter Luftenthält kein Chrom oder Nickel
Messinggut für Metallallergiker, gut bei heißem Wetter, kann leichter verkratzt oder verbeult werdenenthält kein Chrom oder Nickel, weicheres Material als Chrom oder Edelstahl
Pulverbeschichtungsehr klebrig, mehr Farbauswahl (weiß, pink, schwarz), eher nicht für Anfängerbei Reibung entsteht Wärme, Gefahr von Hautverletzungen
Silikonbeschichtungfür Chinese Pole und andere Akrobatik-Anwendungen, lange Kleidung möglich und sinnvollMaximale Griffigkeit

Nimm dir vor dem Kauf einer Stange unbedingt die Zeit, verschiedene Beschichtungen und Durchmesser auszutesten. Mit welcher Stange sich jemand wohlfühlt, ist individuell sehr unterschiedlich.

Drehung

Es gibt statische und sich drehende Stangen (“static” und “spinning”). Oft verfügen Stangen auch über einen Umschalt-Mechanismus. AnfängerInnen beginnen meist mit einer statischen Stange.

Welche Art von Stange einfacher zu erlernen ist, ist aber auch innerhalb der Poledance-Welt umstritten. Beide bieten Vorteile für bestimmte Arten von Bewegungen und erschweren andere.

Tut Poledance weh?

Um es in einem Wort zu sagen: ja. Rötungen und blaue Flecken gehören praktisch dazu. Die Haut und das darunter liegende Gewebe gewöhnen sich mit der Zeit ein Stück weit an die Belastung. Ganz wird man die Schmerzen aber nicht los.

Welche Kleidung ist für Poledance am besten geeignet?

Möglichst wenig, auch wenn das nach dem letzten Absatz vielleicht unsinnig klingt. Die Haut mit Kleidung zu schützen, funktioniert aber nicht. Du brauchst die nackte Haut, um ein Abrutschen zu verhindern. Die typische knappe Bekleidung hat also nicht nur etwas mit den Ursprüngen dieser Sportart zu tun, sondern hat sehr pragmatische Gründe.

Welche Wettbewerbe gibt es im Poledance?

Poledance ist mittlerweile eine eingetragene Sportart, für die es viele nationale und internationale Wettbewerbe gibt.

In Deutschland ist das z. B. die deutsche Pole Sport Meisterschaft (DPSM). Sie wird von der Organisation des deutschen Polesports (ODPS) nach den Vorgaben der International Pole Sports Federation (IPSF) ausgerichtet.

Diese wiederum richtet regelmäßig die World Pole and Aerial Championships (WPAC) in den Kategorien Pole Sports, Para Pole, Artistic Pole und Ultra Pole aus.

Trivia: Wissenswerte Fakten rund um das Thema Poledance

Frühe Vorläufer des Poledance stammen aus Asien. Dort wurde Stangenakrobatik zu Zwecken der Fitness betrieben – ausschließlich von Männern.

Chinese Pole

Chinese Pole gibt es auch heute noch, und zwar als Zirkusakrobatik an bis zu 10 m hohen Stangen. Entstanden ist der Sport wohl im 12. Jahrhundert als Krafttraining für Soldaten.

Im Gegensatz zur Metallbeschichtung von Poledance-Stangen sind die Stangen im Chinese Pole meist neoprenbeschichtet. Damit ist lange, bedeckende Kleidung fast ein Muss, um Verbrennungen der Haut beim Abrutschen zu vermeiden.

Mallakhamb

Ungefähr zeitgleich entstand in Indien eine Form der Stangenakrobatik, Mallakhamb. Mallakhamb bedeutet soviel wie “Ringer-Stange”. Auch hier ist also wieder die Herkunft aus dem Krafttraining fürs Kämpfen erkennbar.

Für Mallakhamb hörst du aber auch die Bezeichnung “Stangen-Yoga”. An der Stange werde Yoga-artige Posen gehalten. Auch Mallakhamb gibt es nach wie vor als Sportart und in der Zirkusakrobatik.

Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links

http://www.polesports.org/

https://de.wikipedia.org/wiki/Poledance

https://poledance.blog/

https://www.whatsonstage.com/london-theatre/news/circus-250-chinese-pole-sarah-cosset_46229.html